GARY BERGER 2024. 艾爾·里希特·福爾貝哈爾滕
Uraufführung: 4. September 2016, LUCERNE FESTIVAL – Moderne 3
Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI
Lin Liao, Dirigentin
Auftragswerk des Schweizerischen Tonkünstlervereins STV/ASM mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia und
der Fondation Nicati de Luze
Angesichts der vielen aussermusikalischen Bezugspunkte gerät leicht in Vergessenheit, dass beim Komponieren nicht primär über, sondern in Musik gedacht wird. Komponisten sind keine Magier, deren Künste sich geheimen Hokus-Pokus-Formeln verdanken. (Dass dieser Eindruck im Konzert hin und wieder entsteht, ist kein Widerspruch.) Die «Inspiration» gibt zwar eine Richtung vor, doch die Mittel stellen sich nicht von selbst ein. Gary Berger kam bei unserem Treffen im März direkt auf die Faktur seiner damals noch in der Inkubationsphase befindlichen Komposition zu sprechen. Es gehe ihm um schnelle, kurze Bewegungsformen, energiegeladene Zustände und Strukturen. Diese würden überlagert, ähnlich wie in der mittelalterlichen Satzart des Hoquetus, bei der zwei oder mehrere Instrumentallinien in schnellen Wechseln mit Pausen durchsetzt werden. Die Überlappung verschiedener pulsierender Klangschichten bezeichnet Berger als strukturelle Subebene, über der sich gestische Bewegungen, gerichtete Energie entfalten können. Wollte man eine Analogie zu dem wellenförmigen Klangfluss herstellen, so wäre es der Moiré-Effekt im optischen Bereich, bei dem durch die Überlagerung von unterschiedlichen Rastern Helligkeitsmodulationen und Interferenzen entstehen. Doch Berger ist vorsichtig mit derlei Bezügen: «Jeder Komponist hat seine inneren Bilder, an die er sich anlehnt. Es geht mir jedoch nicht darum, das offenzulegen, und schon gar nicht geht es mir ums Vertonen aussermusikalischer Phänomene. Der Hörer soll seine eigenen Eindrücke im Moment kreieren anstatt den Versuch des Nachvollziehens zu unternehmen. Wenn es mir gelingt, assoziative Räume zu öffnen, ist schon viel geschafft.»
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